Märchenstunde vom Mittwoch, den 12.03.

  • Servus...


    Es waren zu meiner Überraschung doch ein paar anwesend, denen ich dafür danken möchte... Ob und wann eine nächste Märchenstunde stattfindet, kann ich zu dem Zeitpunkt noch nicht sagen... ich werds aber vermutlich hier ankündigen.


    Bis dahin - für alle, die das aus dem einen oder anderen Grund verpasst haben - hier das "moderne" Märchen im RS-Atlantis Gewand


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    Es war einmal, vor langer Zeit, in einer weit, weit entfernten Galaxie…


    Routineauftrag. Hatte man ihm gesagt. So oder so, schon bei der Ausschreibung war er misstrauisch geworden. Es hatte alles viel zu einfach geklungen. Personenschutz. Routineauftrag eben.
    Der Proband: Eine gut aussehende, junge, ledige und für ihre Vorliebe für Soldaten bekannte Tochter irgendeines wichtigen Heinis von einem Planeten, dessen Namen er bis dato noch nie gehört hatte. So weit so gut.
    Der Auftrag: Besagte Göre bei ihrer Shoppingtour auf Coruscant begleiten und aufpassen, dass ihr nichts passierte. Kleinigkeit!
    Die Bezahlung: 50.000 Credits im Voraus, 25.000 extra Credits, wenn das Mädchen seinen Aufenthalt genossen hatte. Auch das ließe sich einrichten…
    Das Kleingedruckte: Wer sie auch nur unsittlich anguckt, wird entmannt. Nein!


    Der Söldner Hamkay Godefrieut zwang sich, die Skyline der planetaren Stadt anzustarren und nicht das Schutzbefohlene Objekt. Denn dass wäre ja, selbst wenn er ihre Schuhe angegafft hätte, schon genug Grund für ihre Zofe gewesen, ihn unsittlicher Blicke zu bezichtigen. Zofe? Richtig – denn was man beim Formulieren der Ausschreibung schlicht und ergreifend übergangen hatte, war die Tatsache, dass jenes „Mädchen“ doch wahrhaftig seit dem Tag ihrer Geburt offizielle Thronerbin des unbekanntes Kleinstkönigreiches war.
    Und das Gerücht, dass besagte Prinzessin eine Vorliebe für Soldaten hegen sollte, war exorbital untertrieben. Es war ein Fulltimejob für die Zofe, die junge Dame unauffällig, aber bestimmt aus der Reichweite des Sitzfleisches ihrer Leibgardisten weg zuschieben. Tat sie dies nicht, liefen die Gardisten Gefahr, dass sich die Finger der jungen Frau scheinbar zufällig schwungvoll auf ihren Hintern zu bewegten… im günstigsten Fall. Und so, wie die Prinzessin aussah…
    Hamkay war froh, für diese Mission die steife, mit recht wenigen beweglichen Teilen ausgestattete Ganzkörperrüstung gewählt zu haben. Denn trotz des Verbotes unsittlicher Blicke fiel es dem Söldner schwer, bei günstigen Gelegenheiten nicht doch nach der Thronerbin zu schielen.
    Aber nicht nur das beschäftige ihn. Als die Gruppe, bestehend aus ihm, der Prinzessin, zwei Diplomaten, einem Dutzend Leibgardisten, der Zofe, zweier hässlicher Dienerinnen, dreier droidischer Kofferträger und sechs nicht näher bestimmbaren Bediensteten des Hofstaates geschlossen in die nächste Edelboutique einkehrte, fragte er sich zum unzähligsten Male, welcher Volltrottel dafür Sorge getragen hatte, dass die Prinzessin derart… unübersehbar durch die von zwielichtigen Individuen bevölkerten Straßen von Coruscant flanieren musste. Hätten es nicht zwei Leibwächter, die Prinzessin und zur Not – und zur Trauer der Leibwächter – die Zofe allein auch getan? Scheinbar nicht! Vermutlich der halbe Hofstaat hatte sich nach der Landung der edlen Sternenyacht aus selbiger ergossen und ruckzuck den eigentlich für diskretere Zwecke gedachte Landeplatz überflutet.
    Hamkay musste seufzen. Worauf hatte er sich da eingelassen? Und vor allem… wozu hatte man ihn – einen unabhängigen Söldner – nach einem eher flüchtigen Auswahlverfahren angeheuert, wenn das edle Töchterlein doch mit einer eigenen Invasionsmacht die Geschäfte in den nobleren Ecken der riesigen Stadt erstürmte? Fragen über Fragen. Doch keine Antworten. Hamkay blieb nichts weiter übrig, als nochmals zu seufzen, einen wachsamen Blick durch die Schaufenster auf die vergleichsweise unbelebte Straße hinaus zu werfen und schließlich zu prüfen, was die Ladestandsanzeigen des mandalorischen Energieschildes, des Echani Energieschildes, des Repetierblasters und es dem aus imperialen Restbeständen gekauften Sturmgewehrs sagten. Alles im grünen Bereich, voll geladen, funktionsbereit und fehlerfrei arbeitend.
    So gesehen, konnte kommen, wer wollte – außer einem Rudel Sith vielleicht; Hamkay war vorbereitet. Bestens! Dachte er zumindest. Er sah sich nochmals um. Alles ruhig. Bis auf die paar rüstigen Senioren, die von ihren Zivis krampfhaft davon abgehalten werden mussten, die Nobel-Piepshow mit den rassigen Twi’Lek zu besuchen – der Blutdruck… – tat sich praktisch nichts in diesem Teil von Coruscant. Eher ungewöhnlich, wie Hamkay nach einigem Nachdenken befand. Na gut, dann eben nicht.
    Diesmal ließ er seinen fachkundigen Blick durch die Nobelboutique streifen. So gesehen, ließ sie sich im Moment in zwei Teile unterteilen… einmal den winzigen Teil, in welchem sich die beiden Verkäufer, ihr Protokolldroide und zwei andere Kunden ängstlich gegen die Wand drückten und der andere Teil, der praktisch aus der gesamten Ladenfläche bestand und von der Gefolgschaft der Prinzessin eingenommen wurde. Die Leibgardisten hatten mit ihren prunkvollen und bestimmt absolut unnützen Waffen auf die „Zivilisten“ – die anderen Lebewesen, die nicht zum Hof der Prinzessin gehörten – angelegt und ließen sie keinen Moment aus den Augen; die Zofe hatte sich vor der ohnehin absolut undurchsichtigen Umkleidekabine aufgebaut und warf jedem männlichen Individuum im Raum tödliche Blicke zu; die hässlichen Dienerinnen pendelten zwischen den Gaderoben mit den knappsten Kleidungsstücken und der Umkleidekabine hin und her, stets das teuerste Kleidungsstück in der Hand haltend; die Diplomaten unterhielten sich leise und warfen zum Teil unglückliche Blicke auf die Preisschilder der Klamotten; die anderen standen einfach nur rum und taten nichts, aber wenigstens standen sie in einer Reihe.
    Der Söldner kratzte sich verlegen am Kopf und gab seinen Beobachtungsposten am Schaufenster vorübergehend auf. Während er die illustere Gesellschaft so betrachtet hatte, war eine Frage in seinem Kopf aufgetaucht, die seiner Meinung nach dringend einer Klärung bedurfte. Sogleich lief er provozierend lässig auf die Zofe zu, die ihm mit einem ihrer absolut giftigsten Blicke signalisierte, wie wenig sie über seine plötzliche Annäherung auf weniger als zehn Meter an die Prinzessin erbaut war. Doch Hamkay lies sich nicht beirren und trat bis auf einen Schritt an die Zofe heran.
    Wenn Blicke töten könnten… dann hätte sich Hamkay gleich bei ihrer ersten Begegnung gewünscht, von einem dahergelaufenen Sith mit dem Lichtschwert geteilt zu werden, da dies sicher ein weniger qualvoller Tod gewesen wäre, als der durch die Augen der Zofe.
    „Was?“, fauchte ihn die resolute Frau absolut obergiftig an. Doch Hamkay ließ sich nicht beirren. Verdammt, er war ein Söldner, ein ausgebildeter Krieger von… wie auch immer dieses Provinzimperium hieß. Namen waren Schall und Rauch, wie die Söldnergilde immer wieder sagte. Das einzige, was zählte, waren die Credits. Und indem er sich seine wahrlich fürstliche Vergütung vorstellte – und das, was er damit anstellen würde – erhellten sich seine Züge. Die Zofe schien plötzlich ihre die ganze Zeit über zur Schau getragene Fassung zu verlieren, als Hamkay Godefrieut sie anlächelte. Vermutlich war dies die Art von Gefühlregung, welche die alte Hexe nur empfand, wenn man vor ihren Augen einem Mann den…
    „Was ich noch wissen wollte…“, verdrängte Hamkay diesen schrecklichen Gedanken und lies seine Blicke mit übertriebener Neugier durch den Verkaufsraum gleiten. Er grübelte kurz nach, genoss es, die Zofe in Unwissenheit zu lassen und versuchte, sein charmantestes Lächeln aufzulegen. „Also, wir haben nie konkret über die zu erwartenden Gefährdungen des… Objektes gesprochen.“
    „Und?“ Die alte Dame hatte ihre irgendwo zwischen den Ballkleidern und dem Feuerlöschdroiden wieder gefunden – jedenfalls hatte sie eine Zeit lang angespannt auf den Boden zwischen beiden Dingen gestarrt.
    „Ich muss wissen, womit zu rechnen ist. Zwar hätte das… Teil des Vertrages sein müssen, aber ihr Vater“, er wies auf die Umkleidekabine, aus welcher gerade ein lustvoller Laut drang, „hat es verstanden, erfolgreich um dieses sensible Thema herumzureden.“
    „Außer notgeilen Männern?“, fragte die Zofe daraufhin mit einem absolut unbewegten Gesichtsausdruck. Hamkay beherrschte sich nur schwer, als sie einen eindeutigen Blick in seine intimeren Körpergegenden warf, nickte dann aber verbissen.
    „Nun… seine königliche Vollkommenheit, Herrscher des Himbari-Clusters, Vollstrecker der blaublütigen Judikative von…“ Hamkay räusperte sich laut und deutlich.
    „Ihr Vater? Was ist mit seiner… Hoheit?“
    „Seine Hoheit hat allen Grund anzunehmen, dass man sein liebreizendes Töchterlein, die Perle des Himbari-Clusters, zärtlichste aller Prinzessinnen, Hüterin der keuschen Tugend…“
    Die Zofe verstummte, als irgendwo aus der Dienerschaft plötzlich ein erheitertes Geräusch erklang. Sogleich verließ sie ihren Wachplatz und startete eine derartige Schimpf-Triade, dass dem Protokolldroiden des Ladenbesitzers die Schaltkreise für gutes Benehmen durchbrannten und er wie vom Blitz gefällt zu Boden stürzte.
    Immerhin, dachte Hamkay sich lächelnd, versteht sie es, die richtigen Worte zu wählen. Während die Zofe noch immer damit beschäftigt war, pauschal die ganze, passive Dienerschaft in Grund und Boden zu meckern, gesellte sich der Sergant der Leibgardisten zu dem Söldner und stubste ihn mit seiner zeremoniellen Waffe aufmunternd gegen den Brustpanzer.
    „Ich hab euer Gespräch gehört! Nun, außer… Männern, die vermutlich nur von Ihr“, er wies unauffällig in die Richtung der Zofe, „gefürchtet werden, glaubt unser Herrscher, dass man seine Tochter entführen könnte. Es gibt ein paar Gegner im Senat, die damit ein perfektes Druckmittel in die Finger bekommen würden. Ebenfalls bedenklich stimmt unseren Herrscher, dass jemand sein Töchterlein – von dem er übrigens immer noch glaubt, dass sie Jungfrau ist – unsittlich betatschen könnte oder sie gar umbringen könnte. Für ihn und sie“, er wies abermals unauffällig in die Richtung der Zofe, „scheint sich beides nicht viel zu nehmen. Aber pssst! Der Geheimdienst ist übrigens der Meinung, dass wir es mit einer Sekte von Möchtegern-Sith zu tun bekommen, die im Auftrag… unserem Reich wenig wohl gesonnener Regierungen so tun werden, als währen sie richtige Sith. Man sagt sich, dass sie halbwegs kompetent im Umgang mit Nahkampfwaffen sein sollen… und dass die meisten aus mehr Mechanik bestehen, als unser ohnmächtiger Freud da drüben!“ Diesmal zeigte er offen auf den Protokolldroiden und entfernte sich mit einem Nicken.
    Endlich ein kompetenter Ansprechpartner! Hamkay fühlte plötzlich, dass weder Hopfen noch Malz – was auch immer das sein mochte – verloren waren. Und nun hatte er auch ein brauchbares Feindbild, mit dem sich arbeiten lies. Und… er hatte von diesem Kult gehört. Ein ganzes Rudel Lebewesen, das glaubte, irgendwie besondere Begabungen zu haben, hatte sich zusammengeschlossen und beschlossen, irgendeinem unbekannten Lord der dunklen Künste zu dienen, den außer ihnen niemand kante.
    Jedem das Seine, dachte Hamkay sich amüsiert und begab sich zurück auf seinen Beobachtungsposten am Schaufenster. Die Senioren waren von ihren Zivis inzwischen erfolgreich in die staatliche Kunstsammlung gezerrt worden, obwohl sie sich sicherlich heftig, aber erfolglos gewehrt hatten. Im Augenblick zog ein Pärchen seltsamer Außerirdischer das allgemeine Augenmerk auf sich, deren Äußeres derart exotisch war, dass Hamkay einfach kein passender Vergleich einfiel. Immerhin legten sie einen flotten Schritt an den Tag, wenn man das beständige, melodische Dahingleiten ihrer Extremitäten so nennen konnte. Und schon hatten sie sich aus Hamkay Blickfeld entfernt.
    Der Söldner rieb sich die Augen. Unfassbar, welch imposante Erscheinungen es doch in dieser Galaxie gab. Und wie viele Völker, die er in seinem doch recht aufregenden Leben bisher noch nicht gesehen hatte.
    Plötzlich blieb sein Blick an einem Shuttle hängen, das mitten auf dem Platz zur Landung ansetzte. Zwar war dort eine offizielle Nahverkehrshaltestelle, aber dennoch hatte Hamkay das Gefühl, dass gleich etwas passieren würde. Sicher, er war kein Jedi und konnte mit der Macht so wenig anfangen, wie ein Hutte mit den weiblichen Rundungen einer menschlichen Frau… Der Söldner verdrängte den Gedanken daran, wie wohl eine „schöne“ Frau aus der Spezies der Hutten aussehen müsse und konzentrierte sich wieder auf das Shuttle. Es landete; soweit war das noch im Rahmen des Vertretbaren. Denn Landen musste das Shuttle ja, da nur die wenigsten Lebewesen einen Sturz aus mehreren hundert Metern Höhe zu überleben pflegten.
    Und da! Jetzt öffnete sich eine Tür an der Seite, durch welche in der Regel Fahrgäste herauskommen sollten. Tatsächlich schälte sich eine Gestalt in dunkler Robe mit weit heruntergezogener Kapuze aus dem Schatten, in welchen die Öffnung vollständig getaucht war. Hamkay spannte seine Muskeln an und hob den Repetierblaster hoch. Sogleich schickten sich auch einige Leibgardisten dazu an, nachzusehen, was den Söldner so verunsicherte.
    So sahen sechs Augenpaare gebannt auf das Individuum, das nun allein auf dem Platz stand und irgendwo in die Ferne zu blicken schien; ihr Gesicht war nicht zu sehen, da die Kapuze praktisch den ganzen Kopf vollkommen verhüllte.
    Mit einem Mal hatte diese unheimliche, geradezu verdächtig verdächtige Person einen kleinen, vielleicht zwanzig Zentimeter langen Zylinder in der rechten Hand, den sie abschätzend in selbiger wog.
    „Ein Lichtschwert!!“, rief einer der Leibgardisten ungläubig.
    Doch noch während der Sith seine deaktivierte Waffe weiterhin bedächtig in der Hand wog, stürmte die Leibgarde – Hamkay allen voran – aus der Boutique heraus und umstellte den vermeidlichen Gegner im weiten Halbkreis. Eine Hand voll Gardisten blieben am Eingang der Boutique zurück. Nicht etwa, um Rückendeckung zu bieten, sondern weil sie sich sonst vor Angst vermutlich in die Hosen gemacht hätten.
    „Hey, keine Bewegung!“ Der Sergant der Leibgardisten war mutig vorgetreten. Welch vorbildlicher Mut, dachte Hamkay sarkastisch. Der vermutlich einzige, kompetente Mann im Umfeld der Prinzessin würde das erste Opfer des Sith werden. Und gerade dieser schien sich absolut überlegen und siegessicher zu fühlen, denn er macht keinerlei Anstalten, das Lichtschwert wegzulegen oder gar sang- und klanglos abzuhauen. Nein, er stand einfach nur da, reglos wie eine Statue. Leider konnte niemand sehen, was in seinem Gesicht vorging, aber Hamkay war sich fast sicher, dort jetzt ein überlegenes Lächeln – vielleicht auch eins der mitleidigen Art – vorzufinden können.
    Da, ganz plötzlich, wandte sich der Sith bedächtig herum, sodass der Söldner und eigentlich alle Gardisten ihn frontal betrachten konnten. Tatsächlich war seine Kutte nebst Kapuze, die so tief herab hing, dass man lediglich das trotzig vorgestreckte Kinn erkennen konnte, so schwarz wie das All in einem sternenlosen Sektor innerhalb einer absolut lichtundurchlässigen Staubwolke gegen den Ereignishorizont eines supermassiven, schwarzen Loches betrachtet nur sein konnte. Anbetrachts der sommerlichen Temperaturen musste der Sith sich darunter zu Tode schwitzen!
    Doch was war das? Ein Emblem am rechten Arm, der sich zuvor auf der den Gardisten abgewandten Seite befunden hatte? Ein Zeichen seines Meisters? Doch Hamkay kam nicht dazu, es genauer in Augenschein zu nehmen. Denn just in diesem Moment presste der Sith seinen Daumen auf die Kontrollen seiner Waffe und… nichts geschah. Ein Flüstern ging durch die Reihen der Gardisten – lediglich Hamkay bewahrte berufliche Professionalität und versuchte, den Trick hinter dieser Finte zu durchschauen.
    Der Sith hingegen blieb die Ruhe in Person und begann, sein Lichtschwert bedächtig zu schütteln. Was war da los? Abermals schüttelte er es – fast so, wie man Nahrungsmittel schüttelte, deren Bestandteile sich nach einiger Zeit des Rumstehens oben und unten in geschmacklich grauenvollen Grüppchen zu arrangieren pflegten. Der unbekannte, schwarzkuttierte Gegner betätigte erneut den Knopf, mit welchem er sein Lichtschwert eigentlich hätte aktivieren können müssen. Und da! Hamkays riss den Repetierblaster hoch und hatte den Finger schon am Abzug, als er im letzten Moment doch inne hielt. Auch die Gardisten schienen im letzten Moment vergessen zu haben, dass man den Abzug betätigen musste, um die tödlichen Energien der Waffe freizusetzen. Wobei… Hamkay hegte schon länger insgeheim die Vermutung, dass sie mit ihren edlen, aber sicherlich für den Kampf absolut ungeeigneten Waffen nicht mal einen Sternenzerstörer aus drei Schritten Entfernung getroffen hätten.
    Doch etwas anderes beschäftigte ihn jetzt. Das Lichtschwert… hatte sich als Teleskopstange herausgestellt. Eine mit einer lustigen Kugel am unteren Ende. Jetzt ließ der Söldner seinen Blick wieder auf das Zeichen des Meisters wandern… und verschluckte sich fast. Von wegen Sith – das war ein Blinder mit einem Blindenstock und den obligatorischen drei Punkten auf dem Ärmel.
    Im nächsten Moment fragte eine schwache Stimme: „Verzeihung? Ist da jemand? Bin ich hier richtig beim Blinden- und Sehschwachenverband?“ Die Anspannung, welche Hamkay und die Gardisten befallen hatte, legte sich schlagartig. Gelächter erklang, man atmete erleichtert auf… einer der Gardisten fragte seinen Nachbarn, was die Blinden und die Seeschwachen eigentlich gemeinsam hatten, dass sie einen kombinierten Verein gegründet hatten.
    „Wertes Mütterchen“, ergriff der Söldner mit einem Lächeln das Wort, „Leider seid ihr hier da an der falschen Adresse. Aber sagt, weshalb habt ihr euch in ein derart… unübliches, tiefschwarzes Gewandt gehüllt?“
    Die alte Dame – zumindest der Stimme nach zu urteilen war es eine – meckerte plötzlich los:
    „Verdammt, wieso treiben alle Schabernack mit mir? Erst sagt man, meine Kutte sei mit pastellfabenen Ornamenten verziert, und dann erklärt mir so ein Arschloch auch noch, dass dies hier meine Haltestelle sei.“
    Die letzten Worte hörte schon keiner der Gardisten mehr, auch nicht Hamkay, da all ihre Aufmerksamkeit sich schlagartig auf die Boutique hinter ihnen gerichtet hatte. Ein Schrei war daraus hervorgedrungen, gefolgt vom charakteristischen Zischen eines echten Lichtschwertes. Durch das Schaufenster konnten die erschreckten Wachmänner erkennen, dass eine unscheinbare Gestalt mit einer rot leuchtenden Klinge die Anwesenden bedrohte und sich anschickte, die Umkleidekabine zu öffnen.
    Die zurückgebliebenen Gardisten hatten zwar ihre Waffen bereits angelegt, aber zu schießen schien sich niemand zu trauen. Kein Wunder, konnte man all den Berichten Glauben schenken, denen nach zu urteilen es mehr Sinn machen würde, einen Rancor mit einem Löffel erdolchen zu wollen, als einen gut ausgebildeten Machtsensiblen mit dem Blaster anzugreifen.
    Hamkay drängte sich in die Boutique hinein. Er war jemand, der bereits – mehr oder weniger – erfolgreich gegen Lichtschwertschwinger vorgegangen war. Zugegeben, er hatte den dunklen Lord dereinst nicht eigenhändig bezwungen. Es war eher eine… glückliche Fügung des Schicksals gewesen, als der Sith damals versucht hatte, ihm mit einem Machttrick von den Beinen zu reißen, sich dann aber plötzlich alles, außer Hamkay selber, mit hoher Geschwindigkeit auf den dunklen Lichtschwertschwinger zu bewegt hatte. Dieser war letzten Endes von einem rostigen Blecheimer erschlagen worden, den jemand vor vielen, vielen Jahren aus welchem Grund auch immer mit Steinen vollgefüllt hatte.
    „Eine falsche Bewegung und ihr könnt sie in drei Teilen nach Hause überführen!“, erklärte der Sith in diesem Moment und zerrte die Prinzessin an den Haaren aus der Umkleidekabine. Dummerweise war sie leider gerade dabei gewesen, ein neues Oberteil anzuprobieren, sodass sie im nächsten Augenblick einen doch recht freizügigen Anblick bot.
    „Was?“, grollte der Sith und warf einen kurzen Blick auf seine Gefangene, „Oh, ich verstehe.“
    Hamkay zwang sich dazu, einen Blick nach der Zofe zu werfen. Sie lag reglos zwischen dem Feuerlöschdroiden und der dem Ständer mit den Ballkleidern. Ein Glück! Oder… im nächsten Moment rührte sich die alte, nicht unbedingt vollendet vorteilhaft geformte Dame und erhob sich bedächtig. Sie warf einen orientierungslosen Blick auf den hinteren Teil des Geschäfts, wo sich eine geöffnete Tür befand, durch welche Tageslicht hereinfiel. Vermutlich war der Sith auf diesem Wege hereingekommen. Jetzt hatte die Zofe ihren Blick auf ihren barbusigen Schützling gerichtet, welcher von dem Sith gar unzüchtig angefasst wurde.
    Zugegeben, musste Hamkay sich in diesem Moment eingestehen, für die alte Hexe galt es schon als unzüchtig, wenn man die Prinzessin an die Hand genommen hätte. Und der Sith hielt sie lediglich an den Schultern fest, sodass er sie langsam, aber bestimmt in Richtung der Hintertür schieben konnte, während er sein Lichtschwert drohend vor ihre Nase hielt.
    „Ich spüre Hass, Mordlust, Zorn und unbändige Wut!“, stellte der dunkle Lord plötzlich lautstark fest und gestattete sich, seinen entschlossenen Gesichtsausdruck gegen etwas zu tauschen, das tatsächlich wehleidig aussah.
    „Fast wie zu Hause…“ Hätte Hamkay es nicht besser wissen müssen, hätte er erwartet, dass dem seelenlosen Verfechter des Sith-Kodex im nächsten Moment eine Träne über die Wange kullern würde. Doch stattdessen geschah etwas anderes. Die Wellen von Zorn, Hass und Mordlust gingen von der Zofe aus. Leider jedoch hatte der Sith sich derart auf die Leibgardisten und Hamkay konzentriert, dass seine Macht nicht mehr ausreichte, die vermeidlich bewusstlos geschlagene Zofe zu erfassen. Diese hatte sich einen leeren Kleiderständer gepackt und holte zum Schlag aus.
    Der Söldner schluckte. Er hatte wirklich schon viel erlebt in seinem Leben. Das ging von Opfern eines Thermaldetonators, über Überreste, die Bekanntschaft mit einem Rancor gemacht hatte bis hin zu einstigen Lebewesen, die von der einen oder anderen technischen Spielerei ziemlich übel zugerichtet worden waren. Doch was hier geschah, stellte alles bisher da gewesene in den Schatten.
    Nie hätte Hamkay geglaubt, dass er einmal Mitleid mit einem Sith empfinden würde, aber dieser hier hatte es dringend nötig! Nachdem die Zofe ihn mit dem Kleiderständer den Kopf verbeult hatte, fanden ihre überraschend massiven Stiefel ebenfalls ein sehr lohenswertes Ziel. Der Sith sank jammernd in die Knie – das Lichtschwert hatte er schon längst fallen gelassen. Seine Ex-Geisel war kreischend in die nächste Umkleidekabine geflüchtet. Und die Zofe drosch noch immer auf ihn ein.
    Plötzlich fühlte Hamkay eine Präsenz hinter sich. Zumindest glaubte er das. Im nächsten Moment lies die Zofe überraschender Weise von ihrem Opfer ab und stellte sich apathisch in eine Ecke. Der Söldner wirbelte herum in der Erwartung, einem weiteren Sith gegenüberzustehen… doch nichts dergleichen. Die alte, blinde Frau stand in der Tür, mit zurückgeschlagener Kapuze. Neben ihr war noch jemand, von dem Hamkay glaubte, ihn irgendwo her kennen zu müssen.
    „Tretet zurück, das ist Sache der Jedi!“, erklärte die vermeidlich blinde Frau mit eindringlichem Blick. Ohne auf eine Antwort zu warten, bahnten sich die beiden Jedi einen Weg zwischen den vor Überraschung gelähmten Gardisten hindurch, ergriffen den sich am Boden windenden Sith an den Schultern und schleiften ihn aus der Boutique heraus, wo ein vermutlich eigens dafür organisierter Gleiter auf die drei wartete.
    In dem Moment, in dem der Gleiter abhob, erwachte auch die Zofe wieder zu neuem Leben. Hamkay folgte seiner Eingebung und schob sich langsam, aber unauffällig auf den Ausgang zu. Seine Intuition sollte ihm nicht im Stich lassen, denn im nächsten Moment erhob die Zofe ihre raue Stimme:
    „Ihr….habt sie angegafft! Unsittlich! Ihr Lüstlinge!!“
    Hamkay hatte den Laden bereits verlassen und lief mit jedem Schritt schneller werdend in Richtung seines privaten Schiffes. Nachdem er gesehen hatte, was die Zofe mit dem Sith angestellt hatte, verzichtete er zugunsten seiner Gesundheit gern auf die restliche Endlohung. Als im nächsten Moment ein metallenes Objekt durch die eigentlich bruchsicheren Schaufensterscheiben des Geschäftes segelte, rannte der Söldner bereits. Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass just in diesem Moment sich ein Rudel Leibgardisten und andere, männliche Personen durch alle verfügbaren Ein- und Ausgänge aus der Boutique ergoss.


    Der Tag darauf.
    Hamkay Godefrieut schüttelte den Kopf im Stillen. Er war in seinem Unterschlupf angekommen und hatte dessen Wände mit einer neuen, noch immer lebhaften Erinnerung an sein Wirken geschmückt. Ein Artikel des Coruscant Kuriers, auf beständige Folie aufgedruckt, klebte seit dem Morgen an der Wand. Der Inhalt:


    Heldenhafte Jedi retten Prinzessin
    Am gestrigen Tage wurde die Prinzessin des Himbari-Clusters nur durch das selbstlose Eingreifen zweier Jedi dem Zugriff der Sith entzogen. Welche Motivation diese bösartigen, dunklen Kämpfer hatten, diese Entführung anzugehen, bleibt leider im Dunklen.
    Fest steht jedoch, dass eine nicht geringe Zahl an Sith den Schauplatz überraschend infiltrieren konnte und viele der Leibwächter übel zugerichtet haben. Die im Nachhinein eingetroffenen Rettungsmannschaften waren geschockt obgleich der grausamen Gewalttaten, die seitens der Sith durchgeführt worden waren. Dennoch erfreut sich die Prinzessin bester Gesundheit, was nicht zuletzt dem rechtzeitigen Eingreifen zweier zufällig des Weges kommender Jedi zu verdanken ist, welche sich todesmutig dem zahlenmäßig überlegenen Angreifern entgegenstellten. Doch gestern war die Macht mit den Jedi. CPA


    Und die Moral von der Geschicht’? Wahre Macht hat jener, welcher die Medien kontrolliert.



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    Sagt ruhig, ob euch was dran nicht gefällt, oder ob doch :D


    Grüße, Renny