LESEPROBE
PROLOG
=A= Benjiro Kazuki, SHINOBI, nahe SOL =A=
Ein hintergründig melodiös auf- und wieder abschwellendes Rauschen unterstrich den dezenten Geruch nach frischem salzigen Wasser, das immer wieder mit seiner durchsichtige Zunge aus der flachen blauen Bucht über den lockeren feinkörnigen Kies nach dem weißen Sand am Ufer des schmalen Strand vor dem grünen Saum der Andeutung des nahen dunklen Waldes zu lecken schien. Die Natur zeigte sich hier noch oder wieder in einem wohlgesonnenen Einklang mit sich selbst, gleichwohl wie Ying und Yang sich im kosmischen Gleichgewicht die Waage hielten. Einzig das Fehlen von weiteren Geräuschen könnte den morgendlichen Betrachter gelinde irritieren, denn während die Lebewesen der Nacht sich inzwischen zur Ruhe begeben hatten, waren die des Tages noch nicht aus ihrem Schlaf erwacht. An dieser Schwelle zwischen den Zeiten zeigten sich indes in der Ferne über dem schneebedeckten sanft gerundeten Gipfel eines Berges hinter ebenso weißen flauschig wattigen Wolken langsam wie die sich öffnenden Fangarme eines Oktopus die noch tiefroten Strahlen der aufgehenden Sonne, nicht bald darauf gefolgt von der einem kahlen Schädel anmutenden sich ihnen nachschiebenden Kugel ihrer selbst, gleich einem bildlichen Relikt mit symbolischen Charakter aus längst vergangenen Tagen einer uralten irdischen Kultur. Dann wurde die fast perfekte Stille durch die sphärischen volltönenden Klänge von drei Glockenschlägen durchbrochen, denen sich die verbale Artikulation des Umstandes „Das Schiff hat die Zielkoordinaten erreicht.“ mit einer freundlich samtig warm klingenden weiblichen Stimme anschloss.
Mit einem leichten Zucken der äußeren Ränder öffnete der väterlich wirkende im bequemen Lotussitz auf einem dünnen Teppich auf dem Boden befindliche Mann seine Augen und stieß den seit unbestimmter Zeit angehaltenen Atem wieder aus, um gleich darauf seine Lungen lautlos mit frischer Luft zu füllen. Da erklang auch schon hinter ihm ein Geräusch wie ein Klopfen an Holz und er wandte seinen Blick von der dreidimensionalen Projektion vor ihm wieder ab und sein Gesicht in Richtung des Rahmen, der den Zugang zu seinem Quartier markierte und eine in die Wand verschiebbare Tür umschloss. Im Geiste ein wenig enttäuscht ließ der Ältere in eine zeremonielle Robe gekleidete ein „Herein!“ seinen geöffneten Mund verlassen. Er legte viel Wert auf Traditionen und Althergebrachtes, was auch durch die Exponate und die auf einem Holzgestell drapierten leicht gebogenen Schwerter auf den wenigen Regalen an den Wänden verdeutlichten, und hätte sich auch gerne noch ein wenig entspannt. Aber nach Abschluss der Transition vom Fluss im Raum-Zeit-Gefüge zurück in die Realität, rief auch schon wieder die Pflicht nach ihm, zu seiner Zufriedenheit aber nicht mit dem stechenden Piepsen der technischen Verdeutlichung des Begehren um Zutritt zu seinem persönlichen Refugium. Mit einem kaum wahrnehmbaren Zischen glitt die Tür zur Seite und der Schatten einer humanoiden Gestalt betrat den Raum.
„Wir sind angekommen, Sir.“ erklang es eigentlich unnötig aus dem Schatten heraus und der Hausherr antwortete mit „Computer: Licht.“ Es wurde unmittelbar darauf hell und gleichzeitig verschwand zu seinem Bedauern auch die Projektion der Vergangenheit der Heimat seiner Ahnen. Er schenkte dem vor ihm Stehenden einen nichtssagenden Blick in dessen zwischen spitzen Ohren befindlichen ebenso wie seinen glatten Haaren schwarzen Augen und hinterfragte „Haben wir auch die richtige Zeit getroffen?“ Eine der wie mit einem Bleistift gezogenen geraden dünnen Brauen hob sich leicht und der Gefragte entgegnete „Wir befinden uns wie berechnet in der Korona von Sol und in etwa in der angepeilten Zeit, Sir.“ Nun zeigte der am Boden Sitzende doch eine flüchtige Reaktion in Form eines angedeuteten Lächelns „In etwa …?“ Die Konturen des Humanoiden schienen für einen aufmerksamen Betrachter blitzartig zu flackern und auch ein weniger technisch Versierter hätte ihn jetzt als das erkannt, was er in Wirklichkeit war. „Ja, Sir, eine Toleranz von dreißig Sekunden ließ sich aufgrund des Strahlungspotentials in der Nähe der Sonne bei den Berechnungen nicht weiter verringern. Sollen wir auf Tarnung gehen und den Flug fortsetzen, Sir?“ „Machen sie Witze?“ entgegnete der Weißhaarige, „Weiter wie im Flugplan vorgesehen. Wegtreten.“ und schickte dem den Raum mit einem „Aye, Sir.“ Verlassenden noch ein gelindes Schmunzeln durch die sich schließende Tür hinterher. Ein real existierendes Gegenüber hätte ihm vielleicht noch „Ich gebe mir Mühe…“ geantwortet.
Mit geschmeidiger Bedächtigkeit erhob er sich jetzt und trat sich sanft über seinen weißen, glatten und wohl gepflegten Bart streichend vor den Spiegel neben dem in die Wand zum Hygienebereich integrierten Schrank für die Aufnahme von Kleidung und anderen persönlichen Utensilien. Mit der Welt und sich selbst bis hierhin gelinde zufrieden, nickte er seiner Reflexion zu und öffnete eine der Schubladen. Sich der Robe entledigend tauschte er diese gegen seinen wie künstliches Leder schwarz glänzenden und durch viele kleine der Zerstreuung von Licht und anderen Energieformen bis zu einem bestimmten Stärkelevel dienenden Vertiefungen genoppt wirkenden Anzug aus und befestigte zu guter Letzt den aus dem vierundzwanzigsten Jahrhundert stammenden Kommunikator an der linken Brustseite nahe dem dort unter der Haut und den Rippen liegenden Herzen; Rang- und Einheitsabzeichen indes hatte er nicht nötig. Der Anzug wie auch das Schiff – eine kleine Escort der Phantom-Klasse – würden einem mit weitergehendem Teilwissen gesegneten Beobachter gegenüber einen gewissen Anschein erwecken, dass und für welche Abteilung der Sternenflotte die Person im Spiegel tätig sein könnte. Aber oftmals trügt der Schein und auch innerhalb der Föderation gab es Strukturen und Verschachtelungen, über die nicht jeder Bescheid wusste; nicht einmal die Betroffenen untereinander. Kurz hielt sein Blick noch auf dem kleinen handlichen Phaser in der Schublade inne, aber er verzichtete darauf diesen mitzunehmen. Er schloss den Schrank und verließ ebenfalls den Raum um sich zum Transporter zu begeben.
=A= Benjiro Kazuki, Akademie der Sternenflotte, ERDE =A=
Die SHINOBI hatte sich dank ihrer fortschrittlichen Technik unbemerkt an den inneren Planeten des Solsystems, dem Mond der Erde, einer Basis in ihrem Orbit und diversen Überwachungs- und Detektionseinrichtungen vorbeischleichen und in Reichweite ihres Langstreckentransporter an den an eine blaue marmorierte Murmel erinnernden Heimatplaneten der menschlichen Rasse heran manövrieren können. Der Transporter-Chief hatte die Erfassung der Zielkoordinaten und die Brücke die Bereitschaft gemeldet, sich nach erfolgter immaterieller Landung des Ein-Personen-Außenteam in den Ankunftspunkt in der Korona zurückzuziehen und auf die vereinbarte Kontaktaufnahme zu warten. Bis dahin würden aus Sicherheitsgründen sowohl eine Funkstille ein- als auch die Tarnung aufrechterhalten werden; die über die Kollektoren angezapfte Sonne würde dazu genug Energie liefern. Und jetzt stand der weißhaarige ältere eben zwischen den hohen Büschen hervorgetretene Mann vor einer niedrigen Tafel an einem Becken, aus dem sich die elliptisch langgezogene halbkreisförmige Silhouette eines schon leicht verwitterten granitenen Ehrenmals erhob, sanft umschmeichelt von den klaren Fühlern aus unzähligen Düsen hervorspringenden Wassers, deren Enden auf der Hülle zerfasernd sich zu einem feinen Nebel formend im strahlenden Licht der hocherhobenen Sonne einen wunderschönen Regenbogen fabrizierten. „Entschuldigen sie, Sir,“ wurde er von der Seite angesprochen und wandte seinen Blick von der Lektüre der Tafel ab, „sie haben da etwas verloren.“ Ein Wartungs-Chief, auf dessen Brust unter dem Kommunikator ein Schildchen mit dem Namen MacGordon prangte, reichte ihm mit einem gar so menschlichen Zwinkern einen Zettel und verschwand wieder.
Der Ankömmling war sich des Umstandes allerdings nicht bewusst, hier etwas anderes als seine Anwesenheit verloren zu haben, jedoch durchaus der Tatsache, dass er gerade auf eine recht primitive aber wirkungsvolle Weise eine Nachricht erhalten hatte. Er faltete den Zettel vorsichtig auseinander und las ‚GEKKOU ist über YAMASHIRO aufgegangen und HAYATE nähert sich.‘ Nachdenklich ließ er diskret das Stückchen Papier in das Wasser im Becken fallen, wo es sich sofort auflöste. ‚Von den beiden Schiffen ist also schon eines an der Deep Space Station angekommen und das zweite noch unterwegs.‘ waren seine sich ihm erklärenden Gedanken zu der Mitteilung. ‚Augenscheinlich sind sie nicht durchschaut worden.‘ Über den Blitzkontakt dachte er nicht weiter nach, so etwas war in seinem Geschäft durchaus üblich. In diesem Moment durchbrach ein verhalten spitzer Aufschrei die wässrige Stille und er sah gerade noch wie eine ein PADD vor der Nase haltende Lieutenant über eine Rabatte stolpernd zu Boden ging. Doch sofort war ein männliches Pendant zur Stelle und half der jungen Dame ganz Kavalier wieder auf die Beine. „Ich wusste ja, dass sie Pflanzen mögen, Miss Lia, aber dermaßen …“ Ihr scharfer Blick als Erwiderung ließ ihren Helfer wieder verstummen. „Bei der Gelegenheit,“ wechselte er schnell das Thema, „einer der Kadetten hat während der Landung wieder das Shuttle mit unverdauter Nahrung verunstaltet.“ „Das dürfte wohl an ihrer übermütigen Flugweise liegen, Mister Kaynes.“ entgegnete sie ihm jetzt freundlich lächelnd. „Oder sie müssen die atmosphärischen Trägheitsdämpfer einmal überprüfen lassen.“ Ben gestattete sich ein Schmunzeln: ‚Es hat sich wohl wenig geändert, seit ich meine eigene Ausbildung habe genießen dürfen. Und wenn ich nicht irre, dann ist der Lieutenant meine Zielperson derselben Fakultät.‘
Wörter: 1.400
Beteiligte Charaktere: unbekannter crewmember an Bord der SHINOBI; NPC SCPO Shawn MacGordon, Lt Jana Lia und Lt Dan Kaynes
Info: keine Interaktion möglich - wer den (Schreib)Stil erkennt darf diese Erkenntnis dann auch für sich behalten
SHINOBI, Phantom Escort, für den eigentlichen Char im Weiteren nicht von Relevanz und als canon zweifelhaft
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